Warum ich schreibe

Warum schreibe ich eigentlich? Zunächst einmal würde ich nicht behaupten, dass es mein Anspruch ist, ein großer Poet zu sein, der literarisch perfekt seine Stilmittel verwendet und mit viel Geschwurbel versucht, eine philosophisch tiefsinnige Botschaft zu übermitteln. Das heißt zwar nicht, dass ich das nicht beizeiten schon versucht habe (und kläglich gescheitert bin), aber ich denke, dass viele Ideen in meinem Kopf sich dazu auch nicht eignen. Schade um den Nobelpreis in Literatur eigentlich…

Die Frage, warum ich schreibe, kann man viel weiter fassen. Warum habe ich eigentlich angefangen zu schreiben? Interessanterweise habe ich in einer Zeit damit begonnen, als ich mich für das geschriebene Wort eigentlich überhaupt nicht interessierte. In der Schule quälte man uns mit Schiller und Sophokles und mit 16, 17 Jahren hat man einfach andere Interessen. Als Jugendlicher mit 10-14 Jahren verschlang ich Bücher. TKKG und eine Menge Bücher von Thomas Brezina zierten mein Regal. Sie landeten irgendwann alle auf dem Flohmarkt. Was mir mittlerweile lieber war, waren interaktive Geschichten, Computerspiele, insbesondere Adventure-Spiele, in denen man selbst die Handlungen durchlebte, Serien, wie Stargate, in denen man mitfiebern konnte.

Dann passierten einige Dinge relativ gleichzeitig. Ich verließ die Realschule, in der ich eher zurückhaltend agiert hatte, nie zu den Coolen gehörte, ich begann mich vermehrt für Musik zu interessieren und meine Oma, eine der für mich wichtigsten Bezugspersonen, verstarb. Wie ich es von meinen Lieblingsbands kannte, die frei raus ihren Frust in Lieder verpackten, begann ich Songtexte zu schreiben, die zugegebenermaßen weder sprachlich noch inhaltlich gehaltvoll genug sind, jemals für das Auge der Öffentlichkeit bestimmt zu sein. In diesen Texten verarbeitete ich alles, was mich nervte. Arschlöcher an der Schule oder die weltpolitische Lage zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Außerdem las ich ein für mich recht bedeutendes Buch: Hermann Hesses „Demian“.

Man muss sich vorstellen, dass ich ein extrem durchschnittlicher Schüler im Fach Deutsch war. Mit klassischer Literatur hat man mich jagen können. Ich hatte bei der Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff nicht verstanden, dass jemand gestorben war. Ich kapierte nicht, was bei „Antigone“ überhaupt passierte. Schillers „Die Räuber“ fand ich noch ganz nett, weil es mich an „Robin Hood“ erinnerte, dessen Geschichte ich widerum durch Howard Pyles Roman und diverse Serien und Filme immer super fand. Aber die alte Sprache und die Interpretation und Analyse des Ganzen langweilte mich und ich verstand nicht, was daran alles so toll sein sollte.

„Demian“ holte mich aber plötzlich ab, weil ich verstand, was den Protagonisten bewegte. Ich denke bis heute, dass es für jeden Jugendlichen im Alter von 16-19 eine Bereicherung sein kann. Und auch wenn ich die Klassenarbeit danach wahrscheinlich versemmelte (so genau weiß ich das nicht mehr), faszinierte mich das Buch, ähnlich wie kurz danach J.D. Salingers „Catcher in the Rye“ („Der Fänger im Roggen“), und so begann ich wieder vermehrt zu lesen und am Lesen immer mehr Gefallen zu finden.

Seitdem konzentriere ich mich beim Lesen sowohl auf Charaktere, die eher Außenseiter in ihrer Welt sind, versuchen ihren Weg zu gehen und ihr eigenes Ding zu machen, als auch auf Geschichten über Gruppen, die zusammen eine Handlung durchleben, und die damit verbundenen Freundschaften. Und es machte mir Spaß, mir entsprechende Geschichten auzudenken. Dazu verwende ich Dinge wie Humor, Melancholie, Alltagssituationen, aber auch beizeiten fantastische Elemente, eben alles, was ich gerne selbst lesen würde. Niemals könnte ich etwas schreiben, was ich selber nicht lesen möchte.

Ab und zu stellte sich die Frage: Was will ich eigentlich mit meinen Texten erreichen? Zunächst einmal schreibe ich viele Dinge, weil ich Ideen habe, die ich gerne „niedergeschrieben“ sehen möchte, in welcher Form auch immer, sei es als Prosa, Gedicht oder gar als anderes Medium (Pen & Paper-Spiel, Film-/Theaterskript, etc.). Einiges schreibe ich für mich, anderes zeige ich auch gerne anderen. Und wenn ich es geschafft habe, dass auch nur eine Person Gefallen an einem Text findet, Spaß hatte oder ich sie auch nur zum schmunzeln gebracht habe, ist das schon viel wert.

25.09.2020